Die Herrschaft Isenburg-Braunsberg (auch Herrschaft Braunsberg), benannt nach der über dem Aubachtal erbauten Burg Braunsberg, war ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches im Bereich des Westerwaldes und des heutigen Landkreises Neuwied. Die Herrschaft ging aus der alten Grafschaft Isenburg hervor und wurde, nachdem Wilhelm I. von Braunsberg die gesamte Grafschaft Wied vereinigt hatte, ein Teil der Grafschaft Wied beziehungsweise ab 1784 des Fürstentums Wied-Neuwied.
Geschichte
Ursprünge und Entstehung
Die Herrschaft Braunsberg geht auf die Grafschaft Isenburg zurück, deren erster Graf Gerlach I. von Isenburg war, der mit seinem Bruder Rembold I. um 1100 die Burg Isenburg erbaute. Der Besitz der Isenburger umfasste einen großen Teil des Engersgaues, doch durch die starke Verzweigung des Adelsgeschlechts wurde die Grafschaft bereits nach drei bis vier Generationen in mehrere Herrschaften geteilt.
Um 1175 teilten Bruno I. von Isenburg (erstmals erwähnt 1179) und sein Bruder Rembold V. das väterliche Erbe, wobei Bruno vor allem die Gebiete im Westerwald um Anhausen und Dierdorf erhielt. Zusätzlich teilte sich Bruno mit seinem Bruder Rembold und seinen Vettern Heinrich I. und Gerlach V. die Herrschaft und Burg Isenburg, wodurch die Burg den Charakter einer Ganerbenburg erhielt. Durch das gemeinsame Erbe der vier Cousins teilten sich die vier Linien weiterhin einige Grundherrschaften und Vogteien, wodurch es nie zu einer endgültigen Teilung der Grafschaft Isenburg kam. Der Grafentitel zu Isenburg, den zuletzt vermutlich Bruno Großvater Gerlach III. († 1147) hielt, wurde ebenfalls von keiner der Linien mehr aufgegriffen.
Die Enge in der Burg Isenburg veranlasste Bruno um 1200 die Brunosburg (Braunsberg) auf einem Felssporn über dem Aubachtal zu bauen, die zum Bindeglied zwischen seinem Besitz um Dierdorf und dem im Neuwieder Becken wurde. Seitdem nannte sich Bruno „Herr zu Braunsberg“, womit er die isenburg-braunsbergische Linie seines Hauses begründete. Das Burggelände auf dem Bruno seine Burg erbaute, erwarb er zuvor um 1197 von der Abtei Rommersdorf, die dafür einen Weingarten bei Langendorf erhielt.
Bruno selbst besaß, neben seinem Besitz in der Grundherrschaft Dierdorf und um Anhausen, die Grundherrschaft Oberbieber, Anteile am Kirchspiel Heimbach, ein Viertel der Burg Isenburg und die Vogtei Urbach, sowie zusammen mit seinem Bruder Rembold V. von Kempenich die Vogtei Heddesdorf, die Kirche zu Niederbieber und die Kirche zu Marienfels, die aus dem Erbe der Grafen von Arnstein im Einrichgau stammte. Bis auf letzteres kann man alle genannten Besitze zu einem Teil der Herrschaft zählen, da Heddesdorf und Niederbieber später nach einem Ausgleich mit dem Herren von Nieder-Isenburg vollständig in die Hände der Braunsberger gelangten. Inwiefern die Kirchspiele Höchstenbach, Almersbach und Schöneberg zum Besitz der Braunsberger gehörten ist nicht geklärt, sie gehörten aber später zum Besitz der Grafen von Wied aus dem Hause Braunsberg.
Erbschaft der Grafschaft Wied
Durch die Ehe von Bruno I. von Isenburg mit Theodora von Wied, eine Tochter des Grafen Dietrich I. von Wied, erbten die zuvor bedeutungslosen Braunsberger im Jahr 1243 die Hälfte der Grafschaft Wied. Brunos Söhne Bruno II. und Dietrich der Ältere behielten jeweils ein Viertel ihres Erbes, wobei Dietrich zusätzlich die Herrschaft Isenburg besaß. Die andere Hälfte der Grafschaft ging an ihren Vetter Gottfried II. von Eppstein. Die Nachkommen Brunos II. werden als Mitglieder des zweiten Grafenhauses von Wied angesehen, da die Braunsberger später die Grafschaft Wied wieder vereinten und den Grafentitel wieder annahmen.
Die Herren von Braunsberg waren durch ihren Besitz im Westerwald von vorneherein im Vorteil gegenüber den Eppsteiner Miterben. In den folgenden Generationen der beiden Häuser kam es zu verschiedenen Verkäufen der Anteile an der Grafschaft, zu Zusammenführungen aufgrund Heirat und auch zu Streitigkeiten. Selbst als Bruno III. anschließend im Jahr 1278 seinen Anteil an der Burg Altwied Gottfried III. von Eppstein auf Lebzeit verkaufte, blieb das Übergewicht der Braunsberger bestehen. Die Eppsteiner verkauften schließlich im Jahr 1306 ihren Anteil an der Grafschaft Wied an die Grafen von Virneburg.
Verschmelzung mit der Grafschaft Wied
Als Wilhelm I. von Braunsberg, ein Urenkel von Bruno III. von Braunsberg, im Jahr 1329 Agnes von Virneburg († vor 26. Dezember 1352), Tochter von Graf Ruprecht III. von Virneburg, heiratete, brachte Agnes ihm den eppsteinischen Teil der Grafschaft Wied als Mitgift ein. Erst am 28. Juni 1340 nannte er sich Graf von Wied, Herr von Isenburg und Braunsberg und konnte so den alten wiedischen Besitz mit dem isenburg-braunsbergischen Besitz verschmelzen. Die Nachkommen von Wilhelm aus dem Hause Isenburg, sowie aus dem Hause Runkel nannten sich weiterhin Herren von Braunsberg, die Herrschaft selbst jedoch existierte nicht weiter als reichsunmittelbare eigenständige Herrschaft, sondern wurde ein fester Bestandteil der Grafschaft Wied. Die Herrschaft bestand seit dem aus der Burg Braunsberg und den Orten Anhausen, Rüscheid, Thalhausen und Meinborn.
Stammtafel der Herren von Braunsberg bis 1340
Regenten der Herrschaft Isenburg-Braunsberg
Herren von Braunsberg nach 1340
Aus dem Haus Isenburg
Linie Isenburg-Braunsberg-Wied 1340–1462
Aus dem Haus Runkel
Ältere Linie Wied-Runkel 1454–1698
Linie Wied-Neuwied
Literatur
- Johann Stephan Reck: Geschichte der gräflichen und fürstlichen Häuser Isenburg, Runkel, Wied, verbunden mit der Geschichte des Rheinthals zwischen Koblenz und Andernach von Julius Caesar bis auf die neueste Zeit. Digitalisat [3] Weimar 1825.
- Wilhelm Tullius: Die wechselvolle Geschichte des Hauses Wied. 2. Auflage, Verlag Kehrein, Neuwied 2003, ISBN 3-934125-02-6.
- Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage, Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1958/1999, ISBN 3-922244-80-7.
Weblinks
- Genealogie des zweiten Grafenhauses (1238-1462) bei genealogy.eu (englisch)
- Die wiedischen Grafenhäuser (Memento vom 29. April 2014 im Internet Archive) bei www.genealogy.net. Auszug aus Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes, S. 250–262
Einzelnachweise



